Bau eines Teilstücks der B252neu zu Lasten Lahntals begonnen

Mitglieder des Ortsbeirates Goßfelden beim ProtestEklat beim B-252-Spatenstich“, „Umgehung bleibt umstritten “und „Die große Angst vor dem Provisorium“,  titelt die Lokale Presse, nur die Hessenschau hat von den kritischen Tönen nichts gehört. Für alle, die vor Ort waren muss der Bericht in der Hessenschau recht befremdlich gewirkt haben. Die Oberhessische Presse gibt den Verlauf der Veranstaltung differenziert und  präzise wieder, vor allem, dass ein Großteil des Protestes sich gegen Ort und Zeitpunkt des Spatenstichs ohne gesicherte Finanzierung und Zeitplan richtete ( s. auch unter »lahntalk.de inkl. Video).

Ein Schildbürgerstreich: Wetters Gewerbebetriebe werden abgehängt und zusätzlich die Bürger Goßfeldens belastet

Natürlich lobten die beiden FDP-Redner vorbehaltlos den Baubeginn als Durchbruch, mussten sich aber dann die scharfe Kritik des Ersten Beigeordneten des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Karsten McGovern anhören: „Statt eines Spatenstiches hätte es lieber Klarheit geben sollen.“ Denn die am meisten vom Verkehr betroffenen Menschen werden auf unabsehbare Zeit nicht entlastet.

Minister Rentsch umschiffte die Haushaltsaspekte gekonnt: Ohne den derzeit noch nicht vorgesehenen Anschluss des Lahntaler Ortsteils Göttingen heißt die Straße in der Sprache des Investitionsrahmenplans des Bundes „OU B252“ und kostet 58,3 Mio. EUR (für 13,9 km). In diesem Plan ist sie jedoch nicht enthalten. Die OU Göttingen wiederum heißt „OU B62neu“ und ist separat im Investitionsrahmenplan zu veranschlagen, steht aber ebenso in keinem Bundesfinanzierungsplan. Mit der „OU B62neu“ kostet die Straße dann insgesamt 94 Mio. Kosten für 17,5km.

Wie ist es möglich, dass dennoch ein Spatenstich zu dem Teilstück Wetter-Goßfelden erfolgen konnte? Das liegt daran, dass das jetzt begonnene Teilstück, zumindest laut Rentsch einen eigenen Verkehrswert hat und diese Mittel seien 2013 und 2014 im „Investitionsbeschleunigungsprogramm“ außerhalb des Investitionsrahmenplanes eingestellt. Doch für 2014 ist noch gar nichts entschieden, somit fehlt auch für das Teilstück eine Gesamtfinanzierung. Und insgesamt erwartet Rentsch eine Fertigstellung nach 2020. Der eigene Verkehrswert begründet sich darin, dass von der B252 im Norden vor Wetter abgeleitet und künftig durch Goßfelden fließen kann.

Lahntaler begrüßten geschlossen die Kritik an dem Teilstück

Die Kritik des Vize-Landrates McGovern und des Bürgermeisters von Wetter Spanka an Verkehrsminister Rentsch wurde einhellig mit Applaus der anwesenden Lahntalern aber auch von Bürgermeistern und Beigeordneten der weiterer  Gemeinden bedacht. Bürgermeister Spanka hatte die schon zuvor in einem offenen Brief geäußerte Kritik an den populistischen Äußerungen Rentschs über die Radarabzocke an der B252 beim in seiner Rede wiederholt und McGovern in diesem Punkt beigepflichtet. Rentschs Ministerium verantwortet letztlich mit dem Aufstellen der 30-Schilder und der Aufforderung die Einhaltung im Sinne der Lärmreduzierung für die Anwohner an der B252 auch zu kontrollieren, dass dort geblitzt wird. An einem runden Tisch war diese Geschwindigkeits-begrenzung mit dem Ministerium, den Unternehmen und den Kommunen vereinbart worden war.

Kritische Töne finden im Hessischen Fernsehen nicht statt

Über diesen Hintergrund für die Radarmessungen hatte die Hessenschau damals berichtetet, vergaß dies aber nun in einem Beitrag zur „Blitzermeile“ zu erwähnen. Und auch wer selbst beim Spatenstich anwesend war, konnte  man sich über die Berichterstattung in der Hessenschau nur wundern. Das was den größten Raum einnahm und von den anwesenden Lokalpolitikern mit viel Applaus bedacht wurde, fand im Bericht nicht statt. Bleibt zu hoffen, dass die nun zu erwartende lange Wartezeit bis mit dem Baubeginn für die komplette Umgehung für Münchhausen, Simtshausen, Wetter, Niederwetter und Lahntal-Göttingen begonnen wird, zu einer kritischen Berichterstattung führt.

Der Minister für halbe Sachen vertröstet

Am Ort des Spatenstichs wird nun mit einem Kreisel der Bau begonnen. Die Anbindung der B252neu erfolgt über die fast fertige Nordumgehung von Wetter, die Kreisstraße 123, die zur alten Bundesstraße führt. Dann erfolgen nur noch Arbeiten an einem Brückenbauwerk im Frühjahr.  Mit den eigentlichen Arbeiten an der Umgehung soll erst 2016 begonnen werden. Mit der Aussage, dass die Umgehung seit mehr als 30 Jahren diskutiert wird, lag Minister Rentsch sozusagen zu 100% daneben. Doppelt so alt ist die Idee, seit 40 Jahren gibt es Planungen und vor 5 Jahren wurde mit der Vorbereitung der Planfeststellung begonnen, deren Beschluss dann 2012 endlich erfolgte. Auf Nachfrage, wie er die fehlende Finanzierung sichern will, antwortete Rentsch mit Blick auf den Bund: „Wir haben gute Argumente.“ Der Minister für halbe Sachen setzt auf das Prinzip Hoffnung. Weder Trost für die Bürger und Unternehmen an der B252 alt, wie für die Bürger an den Straßen, die nun den Verkehr des Teilstücks aufnehmen sollen.

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