Geldgeschenke des Landkreises?

Der Landkreis will den Kommunen, so auch Lahntal, pro Einwohner einen Euro für die Ehrenamtlichen geben. Woher kommt das das unverhoffte Geld? Richtig: Von den Kommunen!

Es ist ein merkwürdiges Selbstverständnis der Kreisverwaltung und der sie tragende Große Koaltion aus SPD und CDU, die sie zu solchen abwegigen Ideen verleitet. Der  Landkreis ist in erster Linie ein Zweckverband der Kommunen, für die die Kreisverwaltung Aufgaben erledigt, die sie selbst nicht effizient alleine erfüllen können: Schulen und Straßen unterhalten, das Kreisjobcenter und – meist im nächsthöheren Verband, dem LWV organisationisiert – viele weitere soziale Aufgaben.

Nun hatte unser Kreistagsabgeordneter bei der Verabschiedung des Haushaltes mit vielen in der Opposition darauf hingewiesen, dass Millionen an zu erwarteten Einnahmen nicht aufgeführt sind und der Haushalt ein dickes Plus aufwiesen wird, selbst wenn für Risiken Rücklagen eingestellt werden. Der Landkreis sollte daher den Kommunen etwas von dem zurückgeben, was sie erwirtschaftet und durch die Kreisumlage für die gemeinschaftlichen Aufgaben an ihn gegeben haben.

Dies hat die Große Koaltition abgelehnt. Wie erwartet, verzeichnet der Kreis jetzt schon viele Millionen Überschuss, gibt dieses mit vollen Händen für Repräsentation und Pöstchen statt zur Schuldentilgung aus. Dazu gehören solche Wohltaten, über die sich die Bürgermeister kaum freuen können. Bei geringerer Kreisumlage könnten sie ihre Ehrenamtlichen ohne solche Almosen unterstützen. Und die finanzschachen Kommunen, darunter derzeit die Stadt Marburg, die den größten Batzen erhält, dürfen diese freiwillige Leistung aufgrund einer defizitären Haushaltssituation nicht auszahlen, sondern müssen sie zum Haushaltsausgleich verwenden.

Die neue Spitze der Kreisverwaltung scheint leider bis heute ein völlig falsches Selbstverständnis von dem haben, was der Landkreis und ihre Rolle darin ist. Sie sind erster Linie Dienstleister der Kommunen. Repräsentieren und Wohltaten verteilen, aber vor allem die Versorgung von Parteigenossen mit Posten und Aufträgen ist nicht der Hauptzweck. Es ist sehr bedauerlich, dass es ihnen nach zwei Jahren offenbar nicht gelungen ist, sich gute Berater zuzulegen. So bewirken Showveranstaltungen und Hochglanz-PR schließlich das Gegenteil des beabsichtigten: Ein verheerendes Bild des Landkreises.

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