Weiteres Baugebiet in Sterzhausen

Der Lahntaler Ortsteil Sterzhausen ist in den letzten Jahren am stärksten gewachsen. Lahntal gehört insgesamt zu den wenigen kleineren Kommunen, die keinen stetigen Bevölkerungsrückgang haben, wobei hierzu nur die größeren Ortsteile beitragen, vor allem neben Sterzhausen noch Goßfelden. Dies bringt natürlich Einnahmen aus der Grund- und der Einkommenssteuer, allerdings auch durchaus bedenkliche Entwicklungen mit sich. Nun hat der Haupt- und Planungsausschuss der Regionalversammlung grünes Licht für die Ausweisung eines weiteren Wohngebiets in Sterzhausen zugestimmt.

Verbrauch landwirtschaftlicher Fläche

Der Flächenverbrauch ist in Lahntal weit über die vorgesehene Planungsvorgaben angestiegen. Und in dem Urstromtal der Lahn gibt es beste Böden. Diese sind im Regionalplan Vorranggebiete für die Landwirtschaft eingestuft. Daher ist die Zustimmung der Regionalversammlung für Abweichung von dieser Zielvorgabe nötig. Dies war bei den zuletzt ausgewiesenen Geberbegebieten so und ist es nun für die avisierte Fläche im Nordwesten des Ortsteiles. Daher macht die Beschlussvorlage aus dem Regierungspräsidium für die Genehmigung des Vorhabens Auflagen. Die Gemeinde Lahntal muss an anderer Stelle eine bisher für die Siedlungsentwicklung ausgewiesene Fläche entwidmen und diesen Bereich wieder für die Landwirtschaft vorsehen.

Die Bedenken gegen das Projekt in Hinblick auf die Landwirtschaft sind durchaus nachvollziehbar. Immerhin gibt es noch fünf Haupterwerbslandwirte und ein Dutzend im Nebenerwerb. Landwirtschaftliche Betriebe sind heutzutage darauf angewiesen, ihre Betriebsgröße zu erhöhen, um überleben zu können.

Entwässerung und Infrastrukturkosten

Doch es gibt neben dem Flächenverbrauch zu Lasten von Landwirtschaft auch weitere bedenkliche Auswirkungen. Zum Einen muss immer die Entwässerungsproblematik im Hinblick auf die Hochwassergefährdung mit bedacht werden, die eine weitere Versiegelung mit sich bringt. Die zunehmende Zahl der Extremniederschläge hat in den letzten Jahren anschaulich aufgezeigt, dass die Berechnungsgrundlage für das Auffangen des Oberflächenwassers auf den versiegelten Flächen an ihre Grenzen stößt. Die Hanglagen an der Lahn tragen ihren Teil zur Überschwemmungsproblematik bei.

Und dann sollen bspw. in dem neuen Wohngebiet auf 2,7 Hektar ca. 35 Wohnhäuser entstehen. D.h. dass die vorhandene Infrastruktur für weitere rund 100 Personen ausreichen oder aber ausgebaut werden muss. Oftmals ziehen junge Familien ein. Kindergarten- und Grundschulplätze mit mittlerweile nicht selten Mittagstisch und Ganztagsbetreuung werden benötigt. Da gut 2/3 der Kosten durch die Kommune getragen werden, steigt das gemeindliche Defizit an. Wenn sich keine anderen Einnahmequellen auftun, müssen in der Folge neue Wohngebiete zur kurzfristigen Entlastung geschaffen werden. Ein Teufelskreis.

Unter gesellschaftlichen und damit auch regionalplanerischen Gesichtspunkten ist dies auch insofern fatal, da ja andernorts die Bevölkerung zurückgeht, Gebäude leerstehen und die Kosten für die vorhandene Infrastruktur, wie Trinkwasser, Kanal, Kläranlagen usw. sich auf immer weniger Bürger als Kostenträger verteilen. Die Regionalplanung versucht hier immer einen Ausgleich zu schaffen, damit nicht ein Gebiet sich auf den Kosten der anderen entwickelt. Doch die Regionalversammlung lässt auf Antrag der Kommunen regelmäßig Abweichungen von dieser Zielsetzung zu.

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